Werden Vegetarier In Der Gesellschaft Benachteiligt?

Die Frage scheint den meisten geradezu absurd. "Woher soll denn jemand anderes wissen, dass Du Vegetarier bist?" Nun, er könnte es auf meinem Shirt gelesen haben ,-)!

Spaß beiseite, weil das ist nicht der Punkt.

Vegetarier kann man aus den unterschiedlichsten Gründen sein. Höchstselten leiden die Betroffenen an einer Fleischallergie. Zu Lebensmittelunverträglichkeiten ist dieser Artikel hier auch ganz interessant.
Selten genug sind noch die Veggies, denen Fleisch und seine Derivate nicht schmecken, die sich ekeln oder welchen einfach schlecht wird davon.

Glückliche Kälber?

Die meisten von uns Vegetariern sind Überzeugungstäter bzw., wie sich im folgenden Text zeigen soll, Überzeugungsopfer. Und als solches hat man es nun wirklich nicht leicht. Je konsequenter die Überzeugung, um so problematischer die Lage. Ein paar Beispiele:

Du gehst durch die Stadt und bekommst Appetit. In Berlin ist das noch verhältnismäßig unproblematisch. Aber selbst hier geht fast nix ohne tierische Produkte oder es ist eben alles andere als abwechslungsreich und/oder lecker und/oder günstig. Veganer sollten lieber etwas eigenes dabei haben, oder sie sind geschmackstollerant wie ich.

Mit Bolzenschuss betäubtes Kälbchen vor der Tötung

Einkaufen im Supermarkt wird, sobald man sich der Problematik bewusst ist, ein Geduldsspiel. An sich bin ich körperlich gut beeinander, aber ich habe für diesen "Job" ein entscheidendes Manko - ich bin weitsichtig. Damit lebe ich super, und ich will auch nicht dauernd 'ne Brille oder Haftschalen tragen. Hier komm ich allerdings nicht drum herum. Doch selbst mit Sehhilfe kann ich das Kleingedruckte nicht immer lesen. Außerdem, wer weiß schon, wo "die" überall mit Tiernebenprodukten arbeiten. Da braucht man schon 'ne Weile, um klar zu kommen. Die meisten Käsesorten enthalten Lab "aus dem Labmagen junger Wiederkäuer im milchtrinkenden Alter" gewonnen(?) und in allem möglichen Zeug ist Gelatine, meist aus dem Bindegewebe von Schwein und Rind. Diese Sachen sind für jeden Vegetarier relevant.

Kälbermagen nach Schlachtung

Veganer haben noch andere Hürden zu nehmen, da sie konsequenter Weise alle Tierprodukte vermeiden. In Wein ist Tierzeug? Ja, oft! Wer rechnet denn bitte mit sowas? Da mag sich der gute Mensch im Allgemeinen und der Autor des Winzerblogs im Besonderen nach Absurdistan versetzt sehen, weil sich in der EU eine Kennzeichnungsbestimmung anbahnen könnte. Für mich ist die Grenze zu diesem mittlerweile häufig erwähnten Absurdistan da, wo sich in völlig harmlosen und allem Anschein nach pflanzlichen Produkten unerwartetet Ingredienzen aus dem Hühner-KZ wiederfinden, und das ohne Auszeichnungspflicht. Kann ich als unbescholtener Veggie wenigstens noch politisch korrekt rauchen *haha*? In welchen Lebensmitteln sich Eier und Milchprodukte noch verstecken, ist wirklich erstaunlich.

Es muss eine Auszeichnungspflicht her, die deutlich erkennen lässt, dass ein Produkt tierische Inhaltsstoffe hat.

Und überall springt und plärrt den mit offenen Sinnesorganen durch die Welt bummelnden Veggie diese fiese Aaswerbung an.

WIE lustig! WEM will Werbung mit lachenden Tieren WAS vormachen?

Diese Reklame ist in schöner Regelmäßigkeit unter aller Sau. Sie ist so künstlerisch wertvoll wie ein kleines Steak. Sie ist so armselig wie die armen Würstchen an der Currybude, die Yellowpress lesen und Durchgedrehtes aus einem Darm mümmeln. Sie ist so arrogant wie die Typen, die sich bei Winkler im feinen Armani den Lammrücken in der Olivenkruste an Kräuterjus servieren lassen. Sie ist so billig wie Vegetarierwitze.

"Vegetarier fressen meinem Essen das Futter weg!"
*gröööööööööhl*

Danke Jürgen von der Lippe, Atze Schröder, Mario Barth u.v.a.m. - ihr seid in speziell diesem Fall erbärmliche Witzerecycler gewesen. Errinnert mich an Judenwitze und an die Peta-Kampagne mit Bezug zum 3.Reich. Dazu werde ich mich sicher nochmal äußern. Wenn meine Sojaschnitzel beim Discounter meines Vertrauens im Fleischregal liegen, ist endlich auch die Kotzgrenze erreicht.

Plastikenten und Aas in der Auslage des Fleischfachverkäufers

Apropos billig, die Preise? Tja, dass ist dann nochmal ein Thema. Bis zu 16kg Getreide braucht es, um 1kg Fleisch zu produzieren. Warum ist dann Fleisch nicht, sagen wir wenigstens 8mal so teuer wie vegetarische Produkte. Bei rohem Gemüse gibt es das ja manchmal, Preise je kg von ein bis zwei Euro. Bei veredelten Produkten, die den Fleischkonsum reduzieren könnten, also "Ersatzprodukten", ist Schluss. Die Preise, die hier aufgerufen werden, sind hammerhart. Für vegetarische Brotaufstriche legt man mindestens 15€, meist mehr als 20€ je kg. Streichwurst ist regelmäßig deutlich billiger. Als anderes Beispiel seien hier die vegetarischen Knackwürstchen der Fa. Eden benannt. Im normalen Supermarkt sind die nicht zu bekommen. Und im Reformhaus kosten diese Wiener-Würstchen-Surrogate in der 400g Packung 5,49€, macht knapp 14€/kg. Zum Vergleich, eine herkömmliche Wiener mit viel strengeren Herstellungsauflagen, teureren Transportkosten, dem erheblich höheren Energie-, Wasser-, und Rohstoffeinsatz kostet bis 20€/kg.

DAS SIND DIE TEUERSTEN!
IN "BIO"!

Stiftung Warentest hat getestet. Die Markenwiener (???) starten bei 4,50€ je kg. Die "normale Wienerwurst" kostet weniger als 10€ und ist damit deutlich billiger als die vegetarischen Dinger.

HALLO, JEMAND ZU HAUSE?

Und wen lassen die Supertester die Testergebnisse illustrieren? Selbstverständlich, Kinder. Nährt sie mit Brutalität. Aber wie furchtbar, manche Kids zünden 'ne Katze an oder schmeißen ihren Hund aus dem Fenster. Wie kann das nur passieren? Wir haben sie doch zur Tierliebe erzogen.


Deine Kinder sind glücklich und gesund? Das passt Dir natürlich nicht? Gib Ihnen Wurst zu essen! Im Prinzip sagt das auch die SuperentertainerIn der Stiftung Warentest!

Und warum nun ist das so?
Die VerbraucherInnen und Verbraucher
, wie die Frau Künast immer so wunderschön fabuliert. Wir haben in Deutschland eine politische Alternative zu den Grünen nötig. Sie hatten so viele Jahre Zeit, hier regulierend einzugreifen und politisch aufzuklären. Statt dessen hat man sich auf Nebenkriegsschauplätze (z.B. das 3l-Auto) gestürzt. Wenig erreicht im Tierschutz, schade. Es gibt auch nicht wirklich den Willen dazu. Tierschutz gibt es bei den Grünen nur aus der VerbraucherInnenperspektive. Auf der Website der Grünen suchst du fast vergeblich Tierschutz. Seit 19.03.2009 (vorher gab es kein Suchergebnis) lediglich diesen einen Mini-Alibi-Artikel hier:
STAATSZIEL TIERSCHUTZ UMSETZEN

Das Staatsziel Tierschutz muss im Tierschutzrecht konsequent umgesetzt werden. Wir setzen uns gegen tierquälerische Massentierhaltung ein und für tierschonende, zeitlich begrenzte Transporte. Jegliche Käfighaltung von Legehennen muss ausnahmslos verboten werden, ebenso sämtliche Qualzuchten. Wir fordern ein Klagerecht für Tierschutzorganisationen und einen Bundesbeauftragten für Tierschutz.
Seid ihr denn nicht an der Macht gewesen? Der Platz für eine Legehenne ist von 550qcm(knapp Din A4) auf 800qcm gestiegen. Anfang 2009, warte Mal, da waren doch schon ganz andere am Ruder. Außerdem hab ihr euer Ziel bei den Hühnern erreicht, Käfighaltung ist abgeschafft. Das heißt jetzt Kleinvoliere. Ist das wirklich alles, was man von einer grünen Partei erwarten darf? Erbärmlich. Es gibt auch nicht den politischen Willen zu mehr.


Künast bekennt sich zu Fleisch

Solange man Analogkäse praktisch als Abfall ansieht, obwohl kaum ein Unterschied zu schmecken ist, wird sich in diesem Land nichts ändern. Nahrung ist erst dann gut, wenn jemand dafür leiden musste.

Eine andere politisch relevante Problematik:
Wer sich weigert, mit Leichenteilen zu hantieren, kann in Deutschland nicht Koch werden. Das gehört einfach zur Berufsausbildung. Natürlich hat dies zur Folge, dass Veggie-Restaurants nicht ausbilden können. Diese Praxis ist skandalös und gehört umgehend abgeschafft.

Es ist Zeit für eine neue Partei!


Für Vegetarier, gegen Massentierhaltung, für Deutschland!

PS: Beim Schreiben dieses Beitrages ist mir schließlich aufgefallen, dass die o.g. "vegetarischen" Knackwürste der Fa. Eden nicht vegetarisch sind. Da sie auch auf keine erkenntliche Weise zertifiziert wurden, muss ich davon ausgehen, dass das verwendete "Eieiweiß" aus 'ner Legebatterie stammt. Das ist mehr als ärgerlich, wenn einen zwei scheinbar seriöse Firmen, Reformhaus und Eden, einen so lustig auf den Arm nehmen. w.z.b.w.
Darum noch einmal die Forderung:

Es muss eine Auszeichnungspflicht her, die deutlich erkennen lässt, dass ein Produkt tierische Stoffe beinhaltet!


Nachtrag: Hab heute (22.11.09) diesen Beitrag auf youtube gefunden. Da geht's "nur" um Vegetarier.




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2 Kommentare:

  1. Vegetarierpartei? Wie bist du auf diesen Namen gekommen? Was hältst du alternativ von Vegetarismuspartei? Oder Vegan-Partei? Irgendetwas in Richtung der letzteren Varianten wäre zumindest geschlechtsneutral.

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