Ich war ein derber Einer und bin es vielleicht heute noch. Meine erste Erinnerung ans Töten ist, dass ich als Steppke so gern den Hund meiner Großeltern gefüttert hab. Mit Hühnerköpfen. Opa hatte sie gerade abgeschlagen, ich hab sie am Kamm angefasst, sie vor mein Gesicht gehalten, den auf und zu gehenden Schnabel beobachtet. Dann zum Hund und schnapp - knirsch knirsch, weg war der Kopp. Manchmal war Trux nicht ganz bei der Sache, wollte wohl lieber dem Hühnchen nach, das da kopflos über den Hof jagte, wenn der Schlachter nicht ganz aufgepasst hatte. Okay, ich weiß nicht mehr ganz genau, wie das war, aber es gab auf jeden Fall ein schauriges Gefühl, dem 30stel Huhn in die Augen zu sehen.
Aber nicht zu vergleichen mit dem Schlachten eines Schweins (dazu hab ich es "leider" nie selbst gebracht, jedenfalls "durfte" ich es nie töten). Das hatte was von einer Hinrichtung. Es ging immer sehr früh los. Das Schwein war abends schon in die entsprechende Buchte gesperrt worden, mit kurzem Weg zum Hof, für seine letzte Nacht. Man versammelt sich in der Morgendämmerung, der Metzger kommt mit seinen Werkzeugen. Es gibt die ersten Schnäpperken. Die Vorbereitung ist ruhig, wenig reden, selten lachen. Warum auch immer, Spannung lag in der Luft. Vielleicht, weil es nur zweimal im Jahr dazu kam und man das Schwein kannte? Es geht los. Der/die Delinquent/in (Was hat er/sie noch verbrochen? Ah ja, falscher Körper) wird aus dem Stall geführt. Das Tier ist unruhig. Hier stimmt was nicht. In der Rückschau fühle ich mich an ein Lied von Ludwig Hirsch erinnert. Der Dorftrottel hat sich wohl ebenso gefühlt, bis ihm am Ende das Hirn aus der Nase rinnt. Sie quieken alle. Mal weniger, oft mehr. Ich meine, dass in den Jahren das Bolzenschussgerät nur einmal doppelt angesetzt werden musste. Spiegel, so hieß der Metzger, war ein cooler, ruhiger Typ, 'n Baum von einem Mann und 'n geiler Killer. Das Schwein liegt auf dem Boden, zwei oder drei Mann fixieren den zuckenden Körper, während der Metzger die Kehle durchtrennt und das Blut auffängt. Die Augen des Viehs sind aufgerissen. Du spürst das Zucken unter dem Knie und an den Händen und merkst, wie das Leben den Leib nach einem letzten Aufbäumen verlässt. Es gibt noch Muskelzucken, wenn der Kadaver auf's Gestell kommt, aber nach dem Ausweiden ist damit endgültig Schluss. Wieder Schnaps, die Stimmung wird ausgelassener. Es hieß bei uns ja nicht umsonst Schlachtfest. Derbe Scherze, Mutproben (zB. das noch warme Blut trinken, oh yes, i did it), die Geschlechtsteile oder Augen des Tieres fliegen in Richtung irgendeines Kopfes oder werden in Kleidungsstücke gesteckt, gern hat man plötzlich einen Ringelschwanz mit Sicherheitsnadel an der Jacke hängen. Mann frisst fettiges Aas und säuft die "Verteiler". Trotzdem muss so mancher kotzen. Man hatte viel Spaß. Das letzte Mal ist sicher 25 Jahre her.
Vor 10 Jahren habe ich das erste Mal für 2 Jahre vegetarisch gelebt. Meine älteste Tochter war damals 11 und ekelte sich vor Fleisch. Mir war Massentierhaltung ohnehin ein Graus, aber aus eigenem Antrieb hab ich nicht mit dem Fleischessen aufhören können/wollen. Hab mich nicht weiter damit beschäftigt. Das Aufhören war aber gar nicht so schwer. Ein ziemlich guter Effekt war, dass mein Rücken wieder in Ordnung kam, nach 5 Jahren mit Dauerproblemen hatte ich binnen kurzer Zeit, ca. 6 Monate, keine Schmerzen mehr, keinen regelmäßigen nächtlichen Spritzen-Notarzt-Besuch und auch nicht mehr das Grübeln über 'ne OP nötig.
Zwar hab ich nach zwei Jahren wieder Fleisch gegessen, aber viel weniger und fast nur Bio. Da dachte ich, dass so etwas Sinn macht. Kurz vor ihrem zwölften Geburtstag kam nunmehr vor einem Jahr die nächste Tochter auf die Idee, kein Fleisch essen zu wollen. Nicht, weil sie sich ekelt, sondern weil in der Schule Tierproduktion "lief". Brave Väter machen die Hausaufgaben mit, und auch mir war, wie meiner Tochter, plötzlich unfassbar, was eigentlich läuft. Jetzt sind wir alle vier, bis auf die Große, die nicht mehr im Haus wohnt, Veggies, davon zwei Veganer. Ein Liter Bio-Milch reicht 'ne Woche (brauchten wir früher mind. 15l), dazu vielleicht 3 Bio-Eier. Unser Leben hat sich nicht verschlechtert, es ist nur nicht mehr ganz so oberflächlich. Wir (Alten) sind nicht mehr so fett und alle weniger krank. Probiert es aus. Es tut nicht weh.
ICH esse nichts mehr, das so zappelt, als hätte es Angst. Auch keinen Fisch. Und ICH nehme keinen anderen tierischen Produkte mehr zu mir, weil sie alle Teil der Fleischindustrie sind.
Mein Missionieren ist der Versuch, auch Ordnung in meinen Kopf zu bekommen. Ich frage mich, wie meine Reaktion gewesen wäre, wenn jemand mir die Idee des Vegetarismus hätte nahe bringen wollen? Leider war da niemand. Vielleicht wär ich auch 'n zynischer Arsch gewesen, kann schon sein. Obwohl ich sogar mal kurze Zeit in der ersten deutschen Vegetariersiedlung (wurde so um 1900 gegründet) in Oranienburg/Eden gewohnt habe, die aber unter den Nazis oder im Osten (hab leider keinen Plan) ihre "Unschuld" verloren hat. Wenn ich es mir so recht überlege, hab ich noch niemanden überzeugen können. Nicht, dass man der Argumentation nicht folgen könnte und Massentierhaltung findet noch jeder ätzend. Aber... Und was ich dann im Netz zu "hören" kriege, ist "lustig". Für die Einen bin ich die linke Schwuchtel, die mit ihrem Öko-Scheiß Alarm macht, um in Ruhe wieder den Sozialismus einführen zu können (Schall und Rauch, Kommentare wurden gelöscht). Für den Nächsten bin ich der schlimmste Nazi, :-D! Das war dann schon 'ne echte Überraschung. "Weil man ja wohl Menschen nicht mit Tieren vergleichen kann" (youtube-Kanalkommentare). Die meisten Leute fühlen sich belästigt. Ich bin noch am Probieren, wie man an wen rankommt. Von "sachlich" bis "gequält lustig" war schon alles dabei. Aber sie haben so viel zu tun, am meisten mit sich selbst, dem Fernsehen, dem IPhone und dem Essen. Der Verzicht auf Aas ist eine Bedrohung. Never touch a running system! Vielleicht müsste man sich aber doch mal um Lenkung und Bremse kümmern. Sonst sind wir am Ende so schnell, dass wir dem Brückenfeiler da vorn nicht mehr ausweichen können.
Ohh, guck, 'ne Gummikuh-Weide. Gummiweide mit Kuhherde würde besser passen. Und wer sind die Rinder auf der Weide? Das knapp eine Prozent Veggievolks? Gut möglich. Ich fühl mich oft nicht dazugehörig. Mach mir Sorgen um Dinge, die scheinbar nur ich bemerke. Oder ist es doch der 99prozentige Rest, der sich geduldig ins Ungewisse treiben lässt? "Ett hat noch emma joot jejang!" Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche. Für meine Kinder. Weil Leben geil und blöd vor sich hinrotten Scheiße ist, auch für Tiere.
Aber nicht zu vergleichen mit dem Schlachten eines Schweins (dazu hab ich es "leider" nie selbst gebracht, jedenfalls "durfte" ich es nie töten). Das hatte was von einer Hinrichtung. Es ging immer sehr früh los. Das Schwein war abends schon in die entsprechende Buchte gesperrt worden, mit kurzem Weg zum Hof, für seine letzte Nacht. Man versammelt sich in der Morgendämmerung, der Metzger kommt mit seinen Werkzeugen. Es gibt die ersten Schnäpperken. Die Vorbereitung ist ruhig, wenig reden, selten lachen. Warum auch immer, Spannung lag in der Luft. Vielleicht, weil es nur zweimal im Jahr dazu kam und man das Schwein kannte? Es geht los. Der/die Delinquent/in (Was hat er/sie noch verbrochen? Ah ja, falscher Körper) wird aus dem Stall geführt. Das Tier ist unruhig. Hier stimmt was nicht. In der Rückschau fühle ich mich an ein Lied von Ludwig Hirsch erinnert. Der Dorftrottel hat sich wohl ebenso gefühlt, bis ihm am Ende das Hirn aus der Nase rinnt. Sie quieken alle. Mal weniger, oft mehr. Ich meine, dass in den Jahren das Bolzenschussgerät nur einmal doppelt angesetzt werden musste. Spiegel, so hieß der Metzger, war ein cooler, ruhiger Typ, 'n Baum von einem Mann und 'n geiler Killer. Das Schwein liegt auf dem Boden, zwei oder drei Mann fixieren den zuckenden Körper, während der Metzger die Kehle durchtrennt und das Blut auffängt. Die Augen des Viehs sind aufgerissen. Du spürst das Zucken unter dem Knie und an den Händen und merkst, wie das Leben den Leib nach einem letzten Aufbäumen verlässt. Es gibt noch Muskelzucken, wenn der Kadaver auf's Gestell kommt, aber nach dem Ausweiden ist damit endgültig Schluss. Wieder Schnaps, die Stimmung wird ausgelassener. Es hieß bei uns ja nicht umsonst Schlachtfest. Derbe Scherze, Mutproben (zB. das noch warme Blut trinken, oh yes, i did it), die Geschlechtsteile oder Augen des Tieres fliegen in Richtung irgendeines Kopfes oder werden in Kleidungsstücke gesteckt, gern hat man plötzlich einen Ringelschwanz mit Sicherheitsnadel an der Jacke hängen. Mann frisst fettiges Aas und säuft die "Verteiler". Trotzdem muss so mancher kotzen. Man hatte viel Spaß. Das letzte Mal ist sicher 25 Jahre her.
Vor 10 Jahren habe ich das erste Mal für 2 Jahre vegetarisch gelebt. Meine älteste Tochter war damals 11 und ekelte sich vor Fleisch. Mir war Massentierhaltung ohnehin ein Graus, aber aus eigenem Antrieb hab ich nicht mit dem Fleischessen aufhören können/wollen. Hab mich nicht weiter damit beschäftigt. Das Aufhören war aber gar nicht so schwer. Ein ziemlich guter Effekt war, dass mein Rücken wieder in Ordnung kam, nach 5 Jahren mit Dauerproblemen hatte ich binnen kurzer Zeit, ca. 6 Monate, keine Schmerzen mehr, keinen regelmäßigen nächtlichen Spritzen-Notarzt-Besuch und auch nicht mehr das Grübeln über 'ne OP nötig.
Zwar hab ich nach zwei Jahren wieder Fleisch gegessen, aber viel weniger und fast nur Bio. Da dachte ich, dass so etwas Sinn macht. Kurz vor ihrem zwölften Geburtstag kam nunmehr vor einem Jahr die nächste Tochter auf die Idee, kein Fleisch essen zu wollen. Nicht, weil sie sich ekelt, sondern weil in der Schule Tierproduktion "lief". Brave Väter machen die Hausaufgaben mit, und auch mir war, wie meiner Tochter, plötzlich unfassbar, was eigentlich läuft. Jetzt sind wir alle vier, bis auf die Große, die nicht mehr im Haus wohnt, Veggies, davon zwei Veganer. Ein Liter Bio-Milch reicht 'ne Woche (brauchten wir früher mind. 15l), dazu vielleicht 3 Bio-Eier. Unser Leben hat sich nicht verschlechtert, es ist nur nicht mehr ganz so oberflächlich. Wir (Alten) sind nicht mehr so fett und alle weniger krank. Probiert es aus. Es tut nicht weh.
ICH esse nichts mehr, das so zappelt, als hätte es Angst. Auch keinen Fisch. Und ICH nehme keinen anderen tierischen Produkte mehr zu mir, weil sie alle Teil der Fleischindustrie sind.
Mein Missionieren ist der Versuch, auch Ordnung in meinen Kopf zu bekommen. Ich frage mich, wie meine Reaktion gewesen wäre, wenn jemand mir die Idee des Vegetarismus hätte nahe bringen wollen? Leider war da niemand. Vielleicht wär ich auch 'n zynischer Arsch gewesen, kann schon sein. Obwohl ich sogar mal kurze Zeit in der ersten deutschen Vegetariersiedlung (wurde so um 1900 gegründet) in Oranienburg/Eden gewohnt habe, die aber unter den Nazis oder im Osten (hab leider keinen Plan) ihre "Unschuld" verloren hat. Wenn ich es mir so recht überlege, hab ich noch niemanden überzeugen können. Nicht, dass man der Argumentation nicht folgen könnte und Massentierhaltung findet noch jeder ätzend. Aber... Und was ich dann im Netz zu "hören" kriege, ist "lustig". Für die Einen bin ich die linke Schwuchtel, die mit ihrem Öko-Scheiß Alarm macht, um in Ruhe wieder den Sozialismus einführen zu können (Schall und Rauch, Kommentare wurden gelöscht). Für den Nächsten bin ich der schlimmste Nazi, :-D! Das war dann schon 'ne echte Überraschung. "Weil man ja wohl Menschen nicht mit Tieren vergleichen kann" (youtube-Kanalkommentare). Die meisten Leute fühlen sich belästigt. Ich bin noch am Probieren, wie man an wen rankommt. Von "sachlich" bis "gequält lustig" war schon alles dabei. Aber sie haben so viel zu tun, am meisten mit sich selbst, dem Fernsehen, dem IPhone und dem Essen. Der Verzicht auf Aas ist eine Bedrohung. Never touch a running system! Vielleicht müsste man sich aber doch mal um Lenkung und Bremse kümmern. Sonst sind wir am Ende so schnell, dass wir dem Brückenfeiler da vorn nicht mehr ausweichen können.
Ohh, guck, 'ne Gummikuh-Weide. Gummiweide mit Kuhherde würde besser passen. Und wer sind die Rinder auf der Weide? Das knapp eine Prozent Veggievolks? Gut möglich. Ich fühl mich oft nicht dazugehörig. Mach mir Sorgen um Dinge, die scheinbar nur ich bemerke. Oder ist es doch der 99prozentige Rest, der sich geduldig ins Ungewisse treiben lässt? "Ett hat noch emma joot jejang!" Es gibt nichts, was ich mir mehr wünsche. Für meine Kinder. Weil Leben geil und blöd vor sich hinrotten Scheiße ist, auch für Tiere.
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